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Beerenstarke Brombeeren

Beerenstarke Süsse ohne Sünde:
Die Brombeere 

 

Sie ist wild, aromatisch und überraschend vielseitig: die Brombeere. Auf dem Bielihof in Ennetmoos wird sie nicht nur angebaut, sondern regelrecht gefeiert – mit Leidenschaft, Know-how und einer Prise Experimentierfreude. Zwischen dem Ennetmooser Drachenried und dem Stanserhorn kultiviert Familie Filliger-Limacher seit Generationen Beeren, die mehr können als nur süss schmecken. Wir haben den Hof besucht, hinter die Kulissen geblickt und ein Rezept mitgebracht, das die Brombeere von ihrer überraschendsten Seite zeigt.

Brombeeren mit Aussicht – Landwirtschaft im Wandel auf dem Bielihof

Aller Anfang mit Brombeeren
„Alles hat mit den Brombeeren angefangen – einem Experiment meines Vaters, unten beim Stall in der Kurve“, erzählt Markus Filliger. Wir stehen etwas höher, auf dem Gelände des Bielihofs, mit Blick hinunter zum Ried, zum Hofladen an der Strasse und hinauf zum Stanserhorn. Es ist ein warmer Junitag, und die Geschichte des Hofs entfaltet sich wie die Landschaft vor uns.

Markus & Manuela Filliger-Limacher vom Bielihof in Ennetmoos.

Bielihof

Nach dem Allweg, auf der linken Talseite, liegt der Bauernhof mit einem atemberaubenden Blick übers ganze Ennetmooser Drachenried. Sei 2007 bewirtschaften Manuela und Markus Filliger den Betrieb, den sie von den Eltern übernommen haben, zusammen mit Lukas, Nik und Marc die die 6. Generation auf dem Hof sind.

Markus & Manuela Filliger-Limacher
Bieli, 6372 Ennetmoos

Ein Hof im Wandel
Seit 2015 hat der Bielihof von der Milchwirtschaft auf die Aufzucht von Mutterkuhjungtieren umgestellt. „So haben wir mehr Zeit für die fruchtige Seite unseres Betriebs“, erklärt Manuela. Die Tiere verbringen den Sommer auf der Alp, während auf dem Hof Beeren, Obstbäume und neue Ideen gedeihen. Von der Hauptstrasse aus sieht man die Beerenzuchtstationen und Anlagen – wer genauer hinschaut, entdeckt eine Welt voller Vielfalt.
„Auf Bielis Hof wachsen stachelfreie und verschiedene geschmacksexplosive Brombeersorten“, sagt Markus stolz. „Bei fast jedem Feld gibt es etwas zu erzählen“, ergänzt Manuela. Die Begeisterung der beiden ist spürbar – ebenso wie ihr Engagement. „Solch ein Betrieb kann nur mit langem Durchhaltevermögen und einer Riesenportion Herzblut betrieben werden.“

Die Beerfelder auf dem Bielihof geniessen die schönste Aussicht auf die umliegenden Berge.

Flexibilität und Innovation
Die Beeren prägen den Alltag vom Frühling bis in den Herbst. Manuela und Markus berichten von den Herausforderungen, die das Gelände mit sich bringt: Temperaturunterschiede von bis zu fünf Grad, unterschiedliche Bodencharaktere und der ständige Kampf gegen Frost. Manuela zeigt ein Bild, wie sie Kirschbäume mit „Kerzenchessis“ vor Frost schützen – ein unglaublicher Aufwand. „Seit die Temperatur-App bis zu den Bäumen reicht, muss ich nicht mehr jede Frostnacht x-mal raus“, sagt Markus erleichtert. Die Einschleppung der Essigfliege ist eine grosse Herausforderung. „In China steigen die Temperaturen über 30 °C – das macht die Männchen steril. Bei uns müssen wir andere Lösungen finden“, sagt Markus. Die Handhabung der feinmaschigen Netzen gegen den Ausschluss der Essigfliegen ist ein Kampf, denn die Bienen müssen den Weg zu den Pflanzen finden. Der Bielihof liegt in Hagel-Gefahrenzone 1. Die Temperaturschwankungen und Jahreszeiten fordern Flexibilität. Deshalb bleibt die Experimentierfreude, „aber aufgeben ist kein Thema“, sagt Manuela lachend.

Die Laternen unter den Kirschbäumen schützt die Ernte vor Temperaturschwankungen. 

Um die Himbeeren vor Wurzelfäule zu schützen, nutzen Markus und Manuela Fässer. 

Beerenalltag mit System
„Es gibt Himbeeren in verschiedenen Sorten – von Frühling bis sogar in den November hinein“, erklärt Markus. Wir lernen von den abgestorbenen Himbeeren wegen der schwarzen Wurzelfäule, von den neuen Anbau-Methoden in den halben Fässern, der ausgetüftelten Erdmischungen, dem automatisierten Bewässerungssystem, dem Solar-Stromkreis und den diversen Sorten. Wir laufen den Kirschhain unter den Hagelschutznetzen hoch, treffen auf die Blaubeeren im sauren Gebiet zu den mit Netzen gegen die Essigfliegen geschützten Himbeeren, bis zu den Erdbeeren, Aronia Beeren und dem stacheligen Sanddorn. Dort erzählt Manuela lachend von der schmerzhaften Ernte der Sanddornbeeren mit ihren stacheligen Pflanzen.
Die Ernte erfolgt von Hand. „Im Durchschnitt pflückt eine Person 4–5 kg Himbeeren pro Stunde – das sind bis zu 80 kg pro Tag“, erklärt Markus. Tageslicht ist entscheidend, um den Reifegrad zu erkennen. „Die Himbeeren und Erdbeeren dürfen alle zwei Tage gepflückt werden. Ohne Unterstützung geht das nicht – Nachbarn, Zivis und Freunde helfen mit.“ Wir kosten die ersten Himbeeren und grossen leuchtenden Erdbeeren. Genau so müssen sie schmecken! “Wir müssen den Zugang, wie eine Erdbeere schmecken soll, wieder näher an die Menschen bringen”, findet Manuela. Diese Betriebe müssen gefördert werden.

Geschützt vor hungrigen Schnäbeln wachsen die Kirschen heran. 

Direktvermarktung mit Herz
Markus und Manuela erzählen über den momentanen Richtpreis und wie sie ihre Kunden das ganze Jahr zum selben Preis beliefern, sie schätzen die Nähe zu den Kunden und pflegen Kundentreue. Am Morgen früh werden die Himbeeren geerntet, abgepackt und dann sofort ausgeliefert. Alle sprechen von kleinen Transportwegen und Nähe zu den Produkten, alle wollen Geschmackserlebnisse und gesunde Produkte: Die Familie auf dem Bielihof lebt es vor.
Der Hofladen direkt an der Strasse ist dabei ein zentrales Element: „Die Offenheit der jungen Generation und die Direktvermarktung – besonders in Nidwalden – begeistern uns“, sagt Manuela. Die Zusammenarbeit mit dem Culinarium Alpinum ist für sie besonders wertvoll. „David Zurfluh, Küchenchef vom CULINARIUM ALPINUM nimmt uns die Beeren ab – der Lieferweg ist kurz, die Zusammenarbeit herzlich und stets offen für Neues und Spontanes.“

Alle sprechen von kleinen Transportwegen und Nähe zu den Produkten, alle wollen Geschmackserlebnisse und gesunde Produkte: Die Familie auf dem Bielihof lebt es vor.

Wissen, das weiterwächst
„Das Wissen wurde über Generationen aufgebaut und weitergegeben“, erzählt Markus. Er hat sich weitergebildet, Sorten studiert und Zuchtstationen besucht. Heute findet man viele Sorten auf dem Hof – darunter auch stachelfreie Brombeeren. „Man merkt, dass Markus ein ausgefeiltes Wissen hat – das aber jeden Tag neu zur Anwendung kommt“, sagt Manuela. Ein besonderes Highlight ist eine 35-jährige Himbeersorte, die auf dem Hof noch immer gesund wächst. „Unser kleines Wunder“, nennt sie Markus.
„Es wäre schön, wenn der Hof auch für weitere Generationen weitergehen könnte“, sagen Manuela und Markus zum Abschied. Und während wir den Hof verlassen, bleibt ein Gefühl von tiefer Bewunderung – für einen Ort, an dem Beeren nicht nur wachsen, sondern mit Herzblut gepflegt werden.

Wissensbegierig?

Entdecken Sie die Welt der essbaren Pflanzen direkt vor Ort: In unserer Essbaren Landschaft gedeihen über 250 Sorten, darunter auch zahlreiche Beeren. Ob bei einer geführten Tour oder auf eigene Faust: Lassen Sie sich inspirieren, probieren Sie direkt vom Strauch und erfahren Sie, wie regionale Landwirtschaft schmeckt.

Zum Nachmachen

 

Zutaten

300 g Brombeeren (fest & reif)
100 ml Apfelessig (naturtrüb, ungespritzt)
80 g Honig oder Rübenzucker
1 kleines Stück Meerrettich (1–2 cm), in Scheiben
2–3 Pfefferkörner
1 kleines Stück Zimtstange (optional)
1 Prise Salz

Süss-sauer eingelegte Brombeeren

40 Min | leicht | Für ca. 2 Gläser à 200 ml

Brombeeren vorbereiten: Waschen Sie die Brombeeren vorsichtig unter kaltem Wasser und lassen Sie sie gut abtropfen. Achten Sie darauf, dass die Beeren fest und reif sind, damit sie beim Einlegen ihre Form behalten.

Sud kochen: Geben Sie den Apfelessig, den Honig oder Rübenzucker, eine Prise Salz, die Pfefferkörner und optional ein kleines Stück Zimtstange in einen kleinen Topf. Lassen Sie die Mischung aufkochen und etwa 2 Minuten leicht köcheln, damit sich die Aromen entfalten.

Gläser befüllen: Legen Sie ein bis zwei Scheiben frischen Meerrettich in jedes sterile Glas. Schichten Sie die Brombeeren locker ein – drücken Sie sie dabei nicht an, damit sie nicht zerdrückt werden.

Einlegen & verschliessen: Giessen Sie den heissen Sud vorsichtig über die Brombeeren, bis sie vollständig bedeckt sind. Verschliessen Sie die Gläser sofort mit einem sauberen Deckel.

Haltbarkeit verlängern (optional): Wenn Sie die Brombeeren länger haltbar machen möchten, stellen Sie die verschlossenen Gläser in ein Wasserbad (ca. 85 °C) und pasteurisieren Sie sie für etwa 15 Minuten.

Tipps:

Serviervorschlag: Reichen Sie die eingelegten Brombeeren zu einem kräftigen Bergkäse, Ziegenfrischkäse oder als fruchtige Beilage zu Wildgerichten. 

Salatdressing: Ein Löffel des Suds eignet sich auch hervorragend als Basis für ein Salatdressing – einfach mit etwas Olivenöl und Senf verrühren.

Die Brombeere unter der Lupe

 

Botanik & Herkunft
Die Brombeere gehört zu den beerenartigen Sammelsteinfrüchten – jede einzelne Frucht besteht aus vielen kleinen Steinfrüchtchen. Die heute kultivierte Brombeere ist ein echtes Gemeinschaftswerk: Mindestens 16 verschiedene Rubus-Arten waren an ihrer Entstehung beteiligt. Erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird sie gezielt angebaut.

Sortenvielfalt & Wachstum
In Europa gibt es über 2000 Sorten – darunter auch stachellose Varianten wie auf dem Bielihof. Gartenbesitzern sei geraten: Brombeeren sind wuchsfreudig. Wer sie nicht regelmässig zurückschneidet oder mit Teichfolie im Zaum hält, hat bald ein undurchdringliches Dickicht im Garten.

Gesundheit & Genuss
Brombeeren sind reich an Vitamin C, Ballaststoffen und Antioxidantien. Sie unterstützen das Immunsystem, wirken entzündungshemmend und schmecken dabei herrlich süss-säuerlich. Ob frisch, als Saft, Konfitüre oder – wie auf dem Bielihof – sogar gefriergetrocknet: Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig.

Titelbild: Foto von Jametlene Reskp auf Unsplash

Autorin: Scarlett Dubois, Wissenssammlerin

Scarlett ist leidenschaftliche Wissenssammlerin im CULINARIUM ALPINUM und gibt ihre tiefen Verbindungen zu kulinarischen Traditionen mit unendlicher Leidenschaft weiter. Ihre Lieblingsbeeren sind die japanischen Weinbeeren. Die vitamin-c-reichen Sammelsteinfrüchte werden nicht ganz so gross wie Himbeeren oder Brombeeren, dafür haben sie ein sehr intensives Aroma. 

Fotografin: Corine Niederberger, Wissenssammlerin

Corine ist begeistert von Produkten Geschichten. Mit ihrer Art und Weise kitzelt sie die spannendsten Details aus den Menschen hinter den Produkten heraus.